Die Stiftung wirkt beeindruckend nach außen –
aber auch nach innen. Stichwort: Einlaufkinder mit
Behinderung.
Cramer: Wir nehmen das Thema der Inklusion sehr
ernst. Die Art und Weise, wie wir das angehen, zeigt, dass wir
das nicht aus populistischen Motiven heraus tun, sondern aus
Überzeugung. Wir richten nicht einmal plakativ den Fokus
darauf. Bei uns können kontinuierlich, seit Beginn dieser Saison
bei jedemHeimspiel, zwei Kinder mit Behinderung mit ein-
laufen – ohne dass wir das an die große Glocke hängen. Unser
Motto heißt hier: Tue Gutes und mach es nicht immer nur, um
gut darüber zu sprechen, sondern handle einfach danach.
Rühmann: Etwas an die große Glocke zu hängen, ist
bei keinem unserer Themen die Triebfeder. Wir lassen uns
als gemeinnützige Stiftung von Inhalten und der Sinnhaftig-
keit von sozialen Projekten leiten, nicht von einer möglichen
medialen Präsenz. Wir kommunizieren viele unserer Projekte,
insbesondere wenn es eine finanzielle Förderung ist – um
transparent zu sein. Wenn wir etwas nicht kommunizieren,
dann tun wir das nicht ohne Grund. Es geht dann häufig um
sehr bewegende und persönliche Erlebnisse von Menschen.
Wir werden oft gefragt, ob wir das nicht medial begleiten
lassen möchten, lehnen aber immer ab. Es gibt eben Dinge,
die muss niemand von außen erfahren.
Also spiegeln die Spender die Tribüne aus demSIGNAL
IDUNA PARKwider?
Cramer: Ja, das ist ja das Schöne, am Ende ist das
auch wieder typisch für Borussia Dortmund. Natürlich ist
der BVB letztlich der größte Geldgeber, indem alle „Strafzölle“
dieser Welt von den Ebay-Abmahngebühren bis zu den
Dauerkarten-Umtauschgebühren sowie beispielsweise die
Einnahmen aus einem Freundschaftsspiel pro Jahr in die
Stiftung fließen. Aber es ist doch total beeindruckend, dass
Frau Müller mit fünf Euro imMonat genauso Lust hat, sich
zu beteiligen, wie BURG-WÄCHTERmit einer fünfstelligen
Summe oder die Sparda-Bank bis hin zu einem Privatmann,
der jüngst ein Golfturnier ausgerichtet hat und seine Erlöse
der BVB-Stiftung zukommen lässt.
Klingt wunderbar.
Cramer: Es ist die Bestätigung, dass wir in der Gesell-
schaft angekommen sind. Die Menschen haben offenkundig
den Eindruck, dass das, was wir machen, sinnvoll ist,
dass ihr Geld sinnvoll ausgegeben wird. Wenn ich sehe,
wie gering mit nicht einmal 15 Prozent der Spendengelder
unser Verwaltungsaufwand ausfällt, dann ist das für mich
ein klares Zeichen dafür, wie effizient wir mit demGeld
anderer Menschen umgehen. Und es zeigt eindrucksvoll,
dass das definitiv kein Umweg ist, um sich als Borussia
Dortmund irgendwelche zusätzlichen Gelder einzuverleiben.
Herr Rühmann, Sie haben im vergangenen Jahr
die Stiftungssatzung geändert und umdie Säule
Gesundheit erweitert. Warum?
Rühmann: Das Thema Gesundheit hatten wir von Anfang
an mit auf dem Schirm, uns hat jedoch ein entsprechender
Absatz in der Satzung gefehlt, um ganzheitlich in diesem
Bereich wirken zu können. Mit dieser Säule schließen wir nun
eine wichtige Lücke. Insbesondere die Gesundheitsförderung
für Kinder und Jugendliche wird in unserer heutigen Zeit
zwischen Spielkonsole und Fast-Food immer wichtiger.
Darüber hinaus können wir nun auch Projekte unterstützen,
die uns sehr amHerzen liegen, wie zumBeispiel die Förde-
rung des Kinder-MRT der Dortmunder Kinderklinik.
Cramer: Wir können gerade imBereich Gesundheit
durch das, was unsere Sportler tagtäglich machen, eine
gewisse Vorbildfunktion einnehmen.
Wie viele Säulen sehen Sie noch?
Cramer: Ich glaube, wir sind jetzt gut abgedeckt.
Gesundheit war eine offene Flanke, die haben wir geschlossen.
Aber wir müssen das nicht noch weiter auffächern. Wir können
beispielsweise im ökologischen und energiepolitischen
Bereich auch Verantwortung übernehmen, ohne dass das
dann immer unter dem Stiftungsdach zusammengefasst
ist. Zukunft, Vielfalt, Engagement und Gesundheit – das
sind vier gute Schlagworte. Unter diesen Säulen kann man
viele Themen subsumieren. Man darf es jetzt nicht weiter
verwässern, sonst fehlt irgendwann die klare Botschaft.
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Fotos: Menne, Interview: Nils Hotze