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Den 9. November 2014 werden Larissa (7) und Alexander (9)
so schnell nicht vergessen. Klar, den 9. November kann man
sich ohnehin gut merken, es ist ein geschichtsträchtiger Tag –
aber das ist es nicht. An jenem Sonntag um kurz vor halb
Sechs am Abend ergreift die Hand eines gewissen Roman
Weidenfeller jene von Larissa, und Martin Stranzl die von
Alexander. Alle vier stehen unten im Spielertunnel des SIGNAL
IDUNA PARK kurz bevor es rausgeht in den Fußballtempel an
der Strobelallee.
Alle sind aufgeregt. Larissa und Alexander besonders. Sie
laufen im nächsten Moment zum ersten Mal ins größte
Stadion Deutschlands ein. Kinder träumen von diesem
Moment. Endlich geht dieser Traum auch für Larissa und
Alexander in Erfüllung. Beide sind mit demDown-Syndrom
auf die Welt gekommen.
Seit Beginn der Saison 2014/15 laufen bei Heimspielen von
Borussia Dortmund auf Initiative der BVB-Stiftung „leuchte
auf“ sowie der Dortmunder Stiftung für Jugend und Demo-
kratie (DSJD) auch zwei Kinder mit Behinderung mit ein –
bei jedemHeimspiel, und immer an der Hand der Kapitäne
beider Mannschaften. „Das haben wir einfach gemacht, ohne
es an die große Glocke zu hängen“, sagt Stiftungsmanager
Marco Rühmann. Viele, selbst eingefleischte, Borussen haben
es lange Zeit gar nicht gewusst. „Das“, sagt Stiftungsvorstand
Carsten Cramer, „zeigt, wie wir mit dem Thema Inklusion
Einlaufkinder
An die Hand genommen
umgehen, wie ernst wir das nehmen. Wir machen
das nicht aus populistischenMotiven heraus, sondern
aus Überzeugung.“
„Wir möchten die Zuschauer für das Thema
sensibilisieren“, sagt Marco Rühmann. Ziel ist die
soziale Teilhabe. Und die wird nicht durch eine zwar
medienwirksame, aber einmalige Inszenierung ge-
schaffen, sondern durch kontinuierliches Schaffen.
„In diesem Zusammenhang freuen wir uns sehr
darüber, mit der DSJD einen verlässlichen Partner
an unserer Seite zu haben“ ergänzt Rühmann.
„Die DSJD passt auch deswegen so gut zu dem
Projekt, da sie sich für „mehr Teilhabe von Kindern
mit Behinderungen einsetzt und damit die Be-
wusstseinsbildung für gemeinsamen Sport von
behinderten und nicht behinderten Sportlern
anregen möchte“, so Dirk Loose, Vorsitzender des Stiftungs-
vorstandes der DSJD sowie des Jugendrings Dortmund.
„Wir möchten ein Selbstverständnis aufbauen“, sagt Thomas
Klein von „leuchte auf“, der die Kinder und Familien vor dem
Einlaufen in das Stadion betreut. Die sind dankbar, dass
Borussia Dortmund dieses Erlebnis ermöglicht – und sie
sind stolz auf ihre Kinder. Auch wenn Larissa sonst nicht viel
spreche; eines, berichtet Mutter Alexandra, habe sie ihr ver-
raten: „Larissa möchte noch mal ins Stadion.“
Für die Siebenjährige, die überwältigt ist von der Atmosphäre
und Lautstärke eigentlich gar nicht gewohnt ist, hat dieser
9. November eine wunderbare Geschichte geschrieben.
„Finde das auch super! Für die Kinder ist das sowieso
immer ein besonderes Erlebnis, warumsollten Kinder mit
einer Behinderung das nicht auch erleben dürfen? Die
müssen einiges durchmachen, denen dann durch das
Einlaufenmit den Spielern eine Freude und einen schönen
Abend zumachen, finde ich großartig!“
„Headstrong Lüdenscheider“, Internet-User imBVB-Fanforum
Intern