Stiftungsbericht "leuchte auf" 2014 - page 17

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Mit einem speziellen Magnetresonanztomographen (MRT)
für Kinder wird die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in
Dortmund den bislang stressigen Untersuchungen für kleine
Patienten ihren Schrecken nehmen.
Es tut überhaupt nicht weh. Aber es ist eng und dunkel. Es
rüttelt. Und es ist laut. 100 Dezibel – das klingt in etwa, als
würde gerade ein Lkw neben demKopf vorbeidonnern. Kein
Wunder also, dass ein Besuch in der „Röhre“, demwuchtigen
Magnetresonanztomographen in der Kinderklinik in Dortmund,
für viele kleine Patienten bislang mit Angst verbunden war.
„Kaum ein Kind vor dem Einschulungsalter schafft die
Untersuchung derzeit ohne Narkose. Es ist eine bedrohlich
wirkende Situation, hinter der aber keine Bedrohung steht“,
sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Dominik Schneider. Doch schon
bald sollen die Untersuchungen, die gerade in den Bereichen
Kinder-Neurologie und -Onkologie unerlässlich sind, ihren
Schrecken verlieren: Das Krankenhaus an der Beurhausstraße
bekommt ein spezielles Kinder-MRT. „Wir wollen damit im Juli
am Start sein“, sagt Schneider.
Statt einer weiß-grauen Apparatur werden die Kinder im
Untersuchungsraum dann bewegte Landschaften vor
Augen haben: Unterwasserwelten, ein Wald oder das Weltall
entstehen durch Videoprojektionen des Dortmunder Film-
Design-Professors Adolf Winkelmann. „Dadurch wollen wir
den Raum so verwandeln, dass das Gerät in den Hintergrund
tritt“, sagt Prof. Dr. Dominik Schneider. ImMRT selbst werde
es heller, nicht mehr so eng und vor allem längst nicht mehr
so laut sein. „Durch neueste Technologie ist es möglich, die
Lautstärke um bis zu 90 Prozent zu reduzieren“, so Schneider.
Mithilfe von Spiegeltechnik können die Kinder imMRT sogar
Filme anschauen. „In flight-Entertainment“ wie im Flugzeug.
Großes Kino, findet Schneider. „Der Kopf der Patienten wird
durch die Blickrichtung zum Film automatisch fixiert – ganz
ohne Polster.“
Damit die Kinder sich optimal auf die Untersuchung vor-
bereiten können, ist zudem ein Übungsraum geplant. Der
Untersuchungsraum soll fast 1:1 nachgebaut und mit einer
MRT-Hülse ausgestattet werden. Die Kinder können sich
dort in Begleitung von Eltern und Psychologen annähern,
Untersuchungen durchspielen, sich schon einmal die
Geräusche anhören. „Wenn sie das angstfrei üben können,
dann können sie es auch in der Echtsituation angstfrei
schaffen“, sagt Schneider. Er sieht eine enorme Erleich-
terung für die kleinen Patienten: „Ein Kind mit Hirntumor
braucht in den ersten fünf Krankheitsjahren bis zu 30 MRT-
Untersuchungen. Wenn es möglich ist, die Angst davor in
Spaß umzuwandeln, dann wäre das eine große Hilfe!“
Das MRT wird das erste seiner Art in Europa sein. „Die Video-
projektionen machen es sogar weltweit einzigartig“, sagt
Schneider. Über zwei Jahre arbeiten der Klinikdirektor und
seine Kollegen bereits an der Realisierung des insgesamt
1,8 Millionen Euro teuren Pilotprojektes. Dass sie nun kurz
bevor steht verdanke man auch der Unterstützung durch die
Stiftung „leuchte auf“: „Dieses Engagement hat uns einen
Riesenschub gegeben!“
Die Angst guckt in die Röhre
Foto: Children’s Hospital of Chicago
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