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FINALE 1997
Königsklasse
28
| BVB | 34. Spieltag
Dem BVB ist
durch einen sensationellen 3:1-Finalsieg über Juven-
tus Turin der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gelungen: Als
erster deutscher Klub gewinnt Dortmund die 1991 neu organisierte
UEFA Champions League und darf sich als beste europäische Fuß-
ball-Mannschaft feiern lassen.
Als die Gebrüder Grimm
in ihremGrab rotierten
Mittwoch, 28. Mai 1997, Olympiastadion
München, 22.21 Uhr. Geträumt hatten viele,
gehofft manche, geglaubt wenige. Nun ist
ein Fußball-Märchen wahr geworden: Soeben
hat der ungarische Schiedsrichter Sandor
Puhl das Duell zwischen dem Außenseiter
aus Deutschland und der vermeintlich welt-
besten Mannschaft aus Italien abgepfiffen.
Die Fußball-Könige fallen sich in die Arme, häufen sich zu
schwarzgelben Jubel-Knäueln auf dem grünen Rasen des Olym-
piastadions, heben Trainer Ottmar Hitzfeld in die Höhe und wuch-
ten ihn dem sternenklaren Münchner Nachthimmel entgegen.
30.000 mitgereiste Fans unterlegen die Szenerie wie ein Chor mit
einer Stimme: „Oh-wie-ist-das-schön“. Vergessen die Zweifel und
die Skepsis, die den BVB nach München begleitet hatten.
Denn gemessen an ihren Ansprüchen hatten die Dortmunder
eine höchst durchwachsene Bundesliga-Rückrunde hingelegt, fünf
ihrer acht Auswärtsspiele verloren und noch vier Tage vor dem
Finaltermin, beim 1:2 in Hamburg, nach einer unterirdischen Vor-
stellung einen neuen Tiefpunkt erreicht. Einzelne Stimmen kriti-
sierten Trainer Hitzfeld öffentlich.
Matthias Sammer, ein Schlüsselspieler der Schwarzgelben, war
über Wochen verletzt gewesen und konnte kaum Spielpraxis aufwei-
sen, Julio Cesar, der brillante Defensiv-Spezialist der Borussen, fehlte
schon seit Monaten. KeinWunder, dass eine Zeitung für den Tag nach
dem Finale statt eines Jubel-Corsos einen „Trauerzug“ in Dortmund
prophezeite. Präsident Dr. Niebaumübte sich unmittelbar vor dem