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| BVB | 34. Spieltag
mit 1:0 – und ist seitdem durchgängig im Europapokal vertreten.
„Es ist so viel passiert in den vergangenen paar Jahren“, erklärt
Jürgen Klopp: „Jeder Spieler hat seine eigene Geschichte. Wer von
uns hätte gedacht, dass er 2013 im Champions-League-Finale ste-
hen würde? Es sind außergewöhnliche Momente, die wir jetzt erle-
ben dürfen. Das wissen wir zu schätzen.“
Baku, Lemberg, Sevilla, Paris, Piräus, London, Marseille, Manchester,
Madrid, Amsterdam, Donetsk, Malaga und zuletzt wieder Madrid.
Der BVB hat sich zurückgekämpft in die Beletage des europäischen
Fußballs und bestreitet am kommenden Samstag sein fünftes End-
spiel in einem kontinentalen Wettbewerb.
Und seitdem tobt an den Tresen der Republik ein Wettkampf:
Wer hat die besseren Argumente für einen Sieg von Borussia
Dortmund oder von Bayern München, dem Finalgegner, auf seiner
Seite? Da sind die Statistiker, die vorrechnen, dass sich in der
schwarzgelben Historie Sieg (1966 gegen Liverpool und 1997
gegen Turin) und Niederlage (1993 gegen Turin, 2002 gegen
Rotterdam) mit mathematischer Konstanz abwechseln – und
demnach 2013 wieder ein Sieg an der Reihe wäre. Sie argumentie-
ren, dass es seit 1994 keiner Mannschaft mehr gelungen ist, die
im Vorjahr schon im Endspiel stand, den Titel zu gewinnen. Und
dass in Borussias Historie auf zwei Bundesliga-Meisterschaften
(1995, 1996) im Jahr darauf (1997) „immer“ der Coup in der Königs-
klasse folgte.
Wembley! Ein mystischer Ort.
30. Juli 1966, 101. Spielminute: Der
Engländer Geoff Hurst knallt den Ball unter die Latte, der Schweizer
Schiedsrichter Gottfried Dienst entscheidet auf Intervention des
sowjetischen Linienrichters Tofik Bachramow auf Tor.
Bis heute lässt sich nicht zweifelsfrei belegen, ob der Ball nun
mit vollem Umfang die Torlinie überschritten hat oder nicht –
sicher ist nur, dass sich Bachramow damals irrte. Denn er wollte
den Ball aus dem Tornetz zurückgesprungen gesehen haben, was
dieser zweifelsfrei nicht tat.
BVB-Legende „Hänschen“ Tilkowski hat längst seinen Frieden
geschlossen mit dem vor rund 20 Jahren gestorbenen Linienrichter
aus der damaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan. Er hat sich sogar
neben jener Statue ablichten lassen, die Bachramow zu Ehren vor
dem Nationalstadion Aserbaidschans errichtet wurde.
Wie es der Zufall wollte, beginnt an dieser Stätte die aktuelle
europäische Erfolgsstory von Borussia Dortmund: am 26. August
2010 in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Dort, im Nationalsta-
dion, dem „Tofiq-Bachramow-Stadion“, gewinnt der BVB das Play-
Off-Spiel zur UEFA Europa League gegen den FK Qarabagh Agdam
(Fotos: firo)
Setzen sie noch einen drauf? Krönen sie zwei Meisterschaften und
einen Pokalsieg mit der wertvollsten Trophäe im Vereinsfußball und
prägen sie damit die erfolgreichste Ära der Klubgeschichte? Dort, wo
der Dortmunder Torwart Hans Tilkowski das berühmteste Tor der Fuß-
ballgeschichte hinnehmen musste, findet am 25. Mai 2013 das Finale
der UEFA Champions League statt. Mit unserer Borussia!
„Wir fragen uns, ob dieses kühne, aufregende
Team Champion von Europa werden kann?“
TITELSTORY
Königsklasse
Das wohl berühmteste Tor bzw. Nicht-Tor der
gesamten Fußball-Geschichte: Wembley 1966.