Wie ist die BVB-Stiftung aufgestellt, wer kann sich
engagieren?
Carsten Cramer: „leuchte auf“ besteht aus einemehren-
amtlichen Vorstand und einem Stiftungsleiter. Den Vorstand
bilden unsere beiden Geschäftsführer Hans-JoachimWatzke,
Thomas Treß und ich. Daneben haben wir einen hauptamt-
lichen Mitarbeiter der das Thema Stiftung in Vollzeit betreut.
Engagieren kann sich in Prinzip jeder. Als Stiftung sind wir in
erster Linie natürlich auf Spenden angewiesen. Wir wollen
aber auch unsere Fans mit in das Engagement der Stiftung
einbeziehen und die Arbeit somit „erlebbar“ machen. Durch
unsere Fanclub-Ausschreibung „Schwarzgelbe Famile“ haben
wir bereits einen großen Schritt in diese Richtung gemacht.
Gab es in der kurzen Phase seit der Gründung viele
Reaktionen?
Thomas Treß: Seit Gründung der Stiftung haben wir
bislang durchweg positive Rückmeldungen erfahren. Wir
haben im ersten Jahr der Stiftungsarbeit über 50 Projekt-
anträge von sozialen Einrichtungen erhalten. Leider passt
nicht jeder Projektantrag zu unserem Stiftungskonzept. Wir
konnten aber in den ersten zwölf Monaten 25 Förderprojekte
mit einer Fördersumme von über 100.000 Euro unterstützen.
Wir hoffen, dass wir in den kommenden Jahren noch mehr
Gutes tun können.
Wie ist das Stiftungskonzept entstanden?
Hans-JoachimWatzke: Unser Stiftungskonzept beruht
auf den drei Säulen Zukunft, Vielfalt und Engagement. Hinter
jeder Säule verbergen sich soziale Herausforderungen die
auch in Zukunft relevant sein werden. Das Konzept beruht
ursprünglich auf einer Studie der Stadt Dortmund und wurde
Borussia Dortmund quasi maßgeschneidert. Wir wollten
eine Stiftung gründen, die sich mit tatsächlichen Problem-
lagen der Gesellschaft beschäftigt. Es wäre der völlig falsche
Weg gewesen an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu
fördern. Darüber hinaus haben wir mit „leuchte auf“ eine klare
Ausrichtung auf Dortmund und die Region.
In welchen Bereichen fördert „leuchte auf“ Projekte?
Carsten Cramer: Mit der Säule „Zukunft“ möchten wir
unseren Beitrag zum demografischen Wandel leisten. Hier
geht es in erster Linie umKinder und Jugendliche, die wir
mit Bildungsangeboten fit machen möchten. Auf der anderen
Seite möchten wir uns mit dieser Säule aber auch um die-
jenigen kümmern, die heutzutage häufig vergessen werden:
eine immer größer werdende Anzahl von älteren Menschen.
„Vielfalt“ beschäftigt sich mit den Themen Integration und
Inklusion. Wir leben hier imRuhrgebiet in einer sehr bunten
und multikulturellen Gesellschaft. Es ist wichtig, dass wir
uns mit entsprechenden Maßnahmen um eine funktio-
nierende Integration bemühen. Einige Projekte beziehen
sich also in der inhaltlichen Ausrichtung stark auf Personen
mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus setzen wir aber
auch ein Zeichen dafür, dass wir uns als Verein ganz klar für
eine vielfältige Gesellschaft aussprechen. Über entsprechende
Bildungsangebote, wie z.B. das BVB-Lernzentrum, werden
Jugendliche für Themen wie Rassismus und Rechtsextre-
mismus sensibilisiert. Zur Säule Vielfalt gehört darüber hinaus
auch unser Engagement für Menschen mit Behinderungen.
Einen ganz neuen Weg beschreiten wir mit der Säule
„Engagement“. Ehrenamtliches Engagement stellt einen
unverzichtbaren Bestandteil unseres Zusammenlebens dar.
Auch die Entstehungsgeschichte des BVB hat von diesem
Engagement stark profitiert. Daher versuchen wir mit Hilfe
der Strahlkraft von Borussia Dortmund Fans zum sozialen
Engagement zu bewegen. Kurz nach der Stiftungsgründung
haben wir unsere Fanclubs beispielsweise aufgefordert,
eigene Projektvorschläge bei „leuchte auf“ einzureichen, die
dann über unsere Stiftung gefördert werden können. Bis heute
haben wir bereits zehn Projekte gemeinsammit unseren
engagierten Fans in die Tat umgesetzt. Diesen Weg werden wir
konsequent weiter verfolgen. Wir wollen ganz im Sinne einer
„Schwarzgelben Familie“ gemeinsam etwas bewegen.
Wie ist der Name „leuchte auf“ entstanden?
Carsten Cramer: „leuchte auf“ mussman in Verbindung
mit dem Symbol der Stiftung sehen. Der Name leitet sich aus
dem sehr bekannten BVB-Lied „Leuchte auf mein Stern
Borussia“ von Bruno Knust ab. Passend zu „leuchte auf“ hat
die Stiftung einen Stern als Symbol, der nichts Geringeres
darstellt als die Wiege von Borussia Dortmund – den Borsig-
platz. Der Borsigplatz ist ein Kreisverkehr mit sechs Zufahrts-
straßen. Von oben betrachtet kann man mit ein wenig
Phantasie einen Stern erkennen. Insofern passen „leuchte
auf“ und der Stern perfekt zusammen. Wir haben unsere
Wurzeln nicht vergessen.
Welche Ziele verfolgt der BVBmit seiner Initiative?
Thomas Treß: Mit Gründung unserer Stiftung wollen wir
der Gesellschaft etwas von dem zurückgeben, was wir seit der
Gründung des Klubs mit großer Leidenschaft und riesigem
Engagement insbesondere von unseren Fans empfangen –
echte Liebe. Dabei war uns sehr wichtig, dass wir uns auf
Themen konzentrieren die eine gesellschaftliche Relevanz
haben. Durch die Stiftung haben wir nun die Möglichkeit,
unsere sozialen Aktivitäten zu bündeln und zu verstärken, um
zielgerichtet diejenigen zu unterstützen, die es in unserer
Gesellschaft nicht so leicht haben.
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Herr Watzke, warumhat der BVB die Stiftung
„leuchte auf“ eigentlich gegründet?
Hans-JoachimWatzke: Das Thema Nachhaltigkeit
ist die leitende Zielstellung von Borussia Dortmund für die
kommenden Jahre. Damit ist natürlich in erster Linie das
Kerngeschäft Fußball gemeint. Allerdings bedeutet Nach-
haltigkeit auch, dass man sich bei allem sportlichen und
wirtschaftlichen Erfolg Gedanken über diejenigen macht,
denen es in unserer Gesellschaft nicht gut geht. Schon immer
hat der BVB seine gesellschaftliche Verantwortung wahrge-
nommen und soziale Einrichtungen finanziell sowie ideell
unterstützt. In den vergangenen Jahren haben wir registriert,
dass Borussia Dortmund immer stärker als gesellschaftlich
relevante und sozial handelnde Organisation wahrgenommen
wird. Das zeigen allein schon die unzähligen Anfragen von
gemeinnützigen Initiativen oder von unseren Partnern, die
uns tagtäglich erreichen. Es war an der Zeit, auch das soziale
Engagement des Vereins strategisch auszurichten und alle
Maßnahmen zu bündeln. Das Konzept musste zu 100 Prozent
zumBVB passen. Wir haben uns daher für eine rechtsfähige
Stiftung als Organisationsform entschieden, die ausschließlich
dem sozialen Gemeinwohl dienen soll. Eine Stiftung ist die
nachhaltigste Form, sich sozial zu engagieren. Eben weil sie
für die Ewigkeit bestimmt ist.
„Wir haben unsere
Wurzeln nicht vergessen.“
Interviewmit dem Stiftungsvorstand