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| BVB | 34. Spieltag
(Foto: Grey)
Dass es im größten aller Finals
des Weltfußballs zu
einem nationalen Aufeinandertreffen kommt, ist nichts
Außergewöhnliches. Juve hat ebenso schon gegen
Milan gespielt wie United gegen Chelsea. Und Barca
gegen Real lag immer wieder mal in der Luft. Das
deutsch-deutsche Finale 2013 aber ist etwas ganz
Besonderes. Es ist das Resultat zweier Vereinsphiloso-
phien, die unterschiedlicher kaum sein könnten... und
die dennoch nach Wembley führten.
Bayern München ist der gesundeste und wirt-
schaftsmächtigste Verein Europas. Er braucht keine
Scheichs, Ölmilliardäre oder Investoren. Er braucht keine
staatlichen Steuergeschenke. Das unterscheidet ihn
von den Vereinen, die zuletzt Europa regierten. Sogar
der FC Barcelona hat unlängst die wirtschaftliche Aus-
nahmestellung des FCB aus Deutschland hervorgehoben.
Das prall gefüllte Festgeldkonto, mit dem sich die Bayern
alles kaufen können, was sie begehren, haben sie aus
eigener Kraft angelegt. Darauf können sie stolz sein.
Die Basis des Dortmunder Erfolgs ist nicht grenzen-
loser Reichtum. ImGegenteil: Der BVB hat seine Philoso-
phie als Bettelmann entwickelt. Er hat sich – fast ruiniert
undmittellos – zum„Ausbildungsverein“ erklärt. Er hatte
eine Vision: Stars machen, nicht kaufen! Im Zweifel für
die Jugend! Hochintelligenter Fußball auf der Basis
von Leidenschaft und Laufbereitschaft! Spätestens mit
Wembley 2013 ist Borussia Dortmund für viele Clubs
in Europa zum Leuchtturm geworden. Kein Geringerer
als der große FC Liverpool will bei der Rückkehr in
den englischen Spitzenfußball den Dortmunder Weg
beschreiten. Der SSC Neapel und der FC Valencia haben
erklärt, sich im ungleichen Duell mit den Giganten ihrer
Ligen am BVB orientieren zu wollen. Und mit Verwun-
derung über und Bewunderung für den Ballspielverein
Borussia hat das englische Fachblatt „Four-Four-Two“
die Schwarzgelben unlängst zum heißesten Verein in
Europa erkoren.
Der BVB selbst hat sich nie zum
Modell
erklärt. Das
ehrt ihn! Wer so etwas macht, erhebt sich über andere,
hält sich für besser und läuft Gefahr, ausgelacht zu
werden, wenn sich die Dinge anders entwickeln. Aber
ohne selbst den Anspruch erhoben zu haben, ist Borussia
zu einem Vorbildverein geworden, der bewiesen hat,
dass man auch ohne das ganz große Geld ganz Großes
bewegen kann! Darauf wiederum kann Borussia
Dortmund stolz sein.
(Hansi Küpper)
Was für ein Geschenk zum fünfzigsten
Geburtstag der Bundesliga. Genau zum
runden Jubiläumunserer Eliteklasse
stehen erstmals zwei Teams aus Deutsch-
land im Finale des wichtigsten Europa-
pokals. Die Erfolgsgeschichte der beiden
Vereine ist auch eine Erfolgsgeschichte
der Bundesliga.
HANSI MONDIALE
Kolumne
Ohne großes Geld
Großes bewegen